Die freie Trauung ist bekanntermaßen eine rein symbolische Zeremonie ohne Rechtswirkung. Um auch vor dem Gesetz als Eheleute zu gelten, kommt ihr am Gang ins Standesamt daher nicht vorbei.
Für manche Brautpaare ist das eher lästige Pflicht als emotionales Highlight. Sie haben antiquierte Vorstellungen von verstaubten Beamtenstuben, dem emotionslosen Herunterbeten von Paragraphen und „Dienst nach Vorschrift“.
Verübeln kann ich es ihnen natürlich nicht, denn diese Annahmen kommen nicht von ungefähr. Doch, liebe Brautpaare: Zeiten ändern sich.
Ich bin selbst Standesbeamtin in der Verwaltung einer Kleinstadt und kämpfe leidenschaftlich für das Image standesamtlicher Trauungen. Erst durch diese Tätigkeit wurde im Übrigen meine Liebe zur Traurednerei geweckt, weshalb ich unheimlich dankbar bin, dass mir meine Dienststelle seit dem Sommer 2017 die Möglichkeit gibt, Paare standesamtlich zu trauen. Ohne diese Chance wäre der Wunsch, mich als freie Traurednerin selbständig zu machen, wahrscheinlich niemals so groß geworden, dass ich es wirklich getan hätte. Never forget, where you come from.
Aber, back to topic: Eines eint dann doch die meisten Brautpaare, die ins Standesamt kommen. Im besten Falle wissen sie nicht, was dort auf sie zukommt. Dann nämlich, wenn es ihre erste (und hoffentlich einzige) Eheschließung ist. Doch auch, wenn es schon das zweite, dritte, vierte oder fünfte Mal der Fall ist, bin ich mir sicher: Routine wird das ganze Prozedere sicher nicht.
Um einige Fragezeichen auszuradieren, die im Vorfeld der freien Trauung immer mal wieder auftauchen, habe ich daher hier einmal ein paar FAQ zu standesamtlichen Trauungen zusammengestellt, die mir schon häufig begegnet sind.
Wir wollen heiraten – Wie bekommen wir einen Termin im Standesamt?
Im Fachjargon spricht man davon, „die Eheschließung anzumelden“. Das könnt ihr in jedem deutschen Standesamt grundsätzlich ein halbes Jahr vorher (gesetzliche Frist). Aber: In manchen Standesämtern kann man Termine auch vorab schon unverbindlich reservieren. Sobald ihr Euch für einen Wunschtermin entschieden habt, fragt doch einfach einmal an, ob das in Eurem Standesamt möglich ist.
Das Standesamt unseres Wohnortes gefällt uns nicht. Können wir auch woanders heiraten?
Auf jeden Fall! Ihr seid bei der Wahl des Standesamtes grundsätzlich frei. Allerdings müsst ihr Eure Eheschließung in jedem Fall in Eurem Wohnort (wenn ihr nicht zusammen wohnt, in einem Eurer Wohnorte) anmelden. Das Standesamt Eures Wohnortes prüft Eure Unterlagen und leitet anschließend alle Dokumente an Euer Wunsch-Standesamt weiter. Parallel dazu solltet ihr Euch mit diesem aber auch schon in Verbindung setzen, um abzuklären, ob Euer Trautermin noch frei ist.
Warum dieses vermeintlich komplizierte Prozedere? Nunja, manche Regionen, insbesondere am Meer oder in den Bergen sind zum Heiraten natürlich gefragter als andere. Die dortigen Standesämter würden den Ansturm an Brautpaaren und die damit verbundenen rechtlichen Prüfungen gar nicht bewältigen können. Um den Aufwand also etwas fairer auf alle Standesämter aufzuteilen, übernimmt immer das Standesamt des Wohnortes eben diese Prüfung.
Was kostet eine standesamtliche Trauung?
Das lässt sich so pauschal nicht beantworten, da die Höhe der Gebühren von Standesamt zu Standesamt variiert. In vielen Orten gibt es eine Art „Grundgebühr“, die pauschal für jede Trauung zu entrichten ist. Hinzu kommen ggf. Zusatzgebühren für Trauungen außerhalb der Öffnungszeiten (zum Beispiel am Freitagnachmittag oder Samstag) oder für Trauungen in Außenstellen. Je nach Beliebtheit des Trauortes – das kann relevant werden, wenn Euer Standesamt zum Beispiel auch Trauungen in einem Schloss oder ähnlichen Räumlichkeiten anbietet – können dabei auch mehrere hundert Euro anfallen.
Wann sollen wir am Tag der Trauung vor Ort sein?
Prinzipiell reicht es, wenn ihr wenige Minuten vor dem vereinbarten Termin vor Ort seid. Pünktlichkeit versteht sich denke ich von selbst. Gerade in stark frequentierten Standesämtern mit vielen Trauungen solltet ihr aber auch nicht zu früh sein, um andere Gesellschaften nicht stören. Nicht immer bieten Standesämter Räumlichkeiten drinnen an, in denen ihr vor der Trauung warten könnt. Je nach Jahreszeit solltet ihr auch diesen Umstand in Eure Entscheidung einfließen lassen, wann ihr am Standesamt eintrefft.
Dürfen wir während der Trauung fotografieren und filmen?
Um an dieser Stelle mal den Lieblings-Beamten-Satz zu bringen: Es kommt drauf an. Der Standesbeamtin bzw. dem Standesbeamten obliegt das Hausrecht im Standesamt. Daher kann sie bzw. grundsätzlich frei entscheiden, was während der Trauung erlaubt ist.
Ich persönlich bin in diesen Angelegenheiten tiefenentspannt. Mir ist es wichtig, dass ihr auch aus dem Standesamt tolle Erinnerungen mitnehmt und da sind Fotos für meinen Geschmack einfach unverzichtbar. Auch Filmen ist für mich okay, solange es im Vorfeld abgesprochen ist.
Aus meiner Erfahrung muss ich aber ehrlich sagen: Weniger ist manchmal mehr. Je mehr Leute sich dazu berufen fühlen, während der Trauung Aufnahmen zu machen, desto unruhiger die Trauung. Darüber hinaus kann ich Euch nur empfehlen, einen professionellen Fotografen/Videografen mit ins Standesamt zu nehmen. Denn diese Leute sind Experten und wissen, was sie tun. Das spiegelt sich nicht nur im Ergebnis wieder, sondern auch im Verhalten. Oft merke ich im Verlaufe der Trauung nicht mal, dass sie ihren Platz wechseln, um Euch aus verschiedenen Perspektiven festzuhalten. Was man von Hobbyfotografen namens Opa, Papa oder Kumpel leider nicht immer behaupten kann. Die hängen dann auf einmal quer über dem Trautisch, unterbrechen mich, weil der Akku gerade leer ist und sie ihn erst wechseln müssen, bevor es weitergehen kann oder geben unqualifizierte Anweisungen. Das ist nicht nur für mich unangenehm, sondern stört im Endeffekt die gesamte Stimmung während der Trauung.
Gibt es eine feste Sitzordnung im Standesamt?
Die vermutlich häufigste Fehlannahme, mit der ich als Standesbeamtin in fast jeder Trauung konfrontiert werde. Was aber gar nicht schlimm ist ;-). Es gibt keine feste Sitzordnung. Es ist völlig egal, ob der Bräutigam links oder rechts sitzt. In meinem Standesamt haben wir sogar eine Räumlichkeit, in der das Brautpaar vorab entscheiden kann, ob es mit dem Gesicht oder dem Rücken zu den Gästen sitzen will.
Bei mir gibt’s nur eine Regel, die auch viele Kolleg*innen so leben: Vorne bei mir am Trautisch sitzen nur diejenigen Personen, die auch aktiv in die Trauung involviert sind. Im Regelfall sind das das Brautpaar und die Trauzeugen, sonst niemand. Nur wenn ihr Kinder mitbringt, mache ich gerne eine Ausnahme. Ist ja auch alles viel zu spannend, um sich das entgehen zu lassen.
Wie viele Trauzeugen können wir haben?
Die Anzahl der Trauzeugen ist gesetzlich vorgegeben und auf maximal zwei begrenzt (insgesamt, nicht pro eheschließender Person). Hiervon können keine Ausnahmen gemacht werden.
Wie ist der Ablauf einer standesamtlichen Trauung?
Das kann immer ein bisschen variieren, es gibt aber Bestandteile, die gesetzlich vorgegeben sind. Hier einmal der Ablauf, wie er in meinen standesamtlichen Trauungen meist ist:
- Begrüßung
- Frage nach Änderungen in den persönlichen Verhältnissen, die die Ehevoraussetzungen betreffen (gesetzliche Vorgabe)
- Frage danach, ob ihr bei dem vorgesehenen Ehenamen bleiben möchtet
- ggf. Hinweise zum Ablauf
- Traurede
- Ja-Wort (gesetzliche Vorgabe)
- Ringtausch
- Verlesen der Niederschrift über die Eheschließung (gesetzliche Vorgabe)
- Glückwünsche und Verabschiedung
Wie können wir unsere standesamtliche Trauung persönlich gestalten?
Ich möchte Euch ermutigen: Seht die standesamtliche Trauung nicht einfach als eine nötige Standard-Angelegenheit, als schnöden Verwaltungsvorgang, sondern fragt einfach mal bei Eurem Standesamt, welche Möglichkeiten der persönlichen Gestaltung es gibt. Ja, es stimmt, manche Standesämter stehen dem leider immer noch etwas abwehrend gegenüber.
Doch in vielen gab es bereits einen Umbruch. Die Standesbeamtinnen und –beamten dort sind motiviert, Euch einen wunderschönen Tag zu bereiten und alles Euren Wünschen entsprechend zu gestalten.
Ich freue mich immer, wenn mir die Brautpaare zumindest ein paar Stichpunkte über sich (Datum und Ort des Kennenlernens, Meilensteine der Beziehung, gemeinsame Ziele) einreichen. Es fällt mir dann auch einfach viel leichter, etwas Schönes, Individuelles zu schreiben. Denn ja, ich schreibe auch im Standesamt für jedes Paar eine eigene Traurede. Wenn ich gar nichts über das Paar weiß, gleicht das eher dem Stochern im Nebel, weil ich nie sicher sein kann, den richtigen Ton zu treffen. Schließlich soll es für konservative Paare nicht zu salopp und für lockere Paare nicht zu spießig sein.
Für besondere Emotionen sorgen auch im Standesamt natürlich immer persönliche Eheversprechen, die Ringübergabe durch ein Familienmitglied oder kleine Rituale anstelle des Ringtauschs. Auch demgegenüber bin ich immer total aufgeschlossen und freue mich, wenn ihr Eure eigenen Ideen mit einfließen lasst.
Ihr seht, standesamtliche Trauungen müssen nicht 0815 sein. Traut Euch zu fragen, Euch mit „Eurer“ Standesbeamtin bzw. „Eurem“ Standesbeamten vorab in Verbindung zu setzen (denn das ist oft nicht der, bei dem ihr die Eheschließung anmeldet) und kommuniziert offen Eure Wünsche und Vorstellungen.
Kannst Du standesamtliche und freie Trauung miteinander verbinden?
Ganz klar: NEIN.
Ich liebe beides, meine Tätigkeit als Standesbeamtin und meine Selbständigkeit als freie Traurednerin. Aber ich möchte und muss auch beides ganz klar voneinander abgrenzen.
Als Standesbeamtin darf ich nur Ehen im Zuständigkeitsbereich meiner Stadtverwaltung schließen, nicht über die Stadtgrenzen hinaus. Außerdem gibt es mit meinem Chef die ganz klare Vereinbarung, dass ich keine Paare frei trauen darf, die in unserem Standesamt geheiratet haben. Insofern schließt das eine das andere von vornherein aus.
Bilder: Einblick Fotografie, Lisa Hafeneger
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